Wer Inklusion will, (er)findet Wege

Die Interdisziplinären Frühförderstellen der Lebenshilfe Ostallgäu e.V. veranstalteten am 17. Februar im Landratsamt Marktoberdorf eine Fachtagung zum Thema Inklusion.
Es kamen über 100 pädagogische Fachkräfte aus Kinderkrippen und Kindergärten im Ostallgäu und Kaufbeuren. Bei vielen dieser Einrichtungen besteht eine enge Kooperation mit den Frühförderstellen bei der Betreung und Förderung von behinderten oder von Behinderung bedrohten Kindern.
Die Referentin Frau Dr. Monika Wertfein ist Diplom-Psychologin, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Staatsinstitut für Frühpädagogik in München und eine ausgewiesene Expertin zum Thema Inklusion. Sie zeigte unter dem Motto »Von der Integration zur Inklusion« auf wie Wege zur Inklusion für Kindertageseinrichtungen gelingen können und welche Ressourcen notwendig sind. In ihrem Vortrag bezog sich Frau Dr. Wertfein schwerpunktmäßig auf behinderte oder von Behinderung bedrohte Kinder.
Ausgehend von den rechtlichen Grundlagen wie der UN-Konvention für die Rechte von Menschen mit Behinderungen, der Kinderrechtskonvention und den Bayerischen Gesetzesvorlagen führte Frau Dr. Wertfein aus, dass allen Kindern soziale Teilhabe und Chancengleichheit geboten werden müssen und Kinder grundsätzlich das Recht auf Bildung in inklusiven Einrichtungen haben.
Während bei der Integration versucht wurde, das Kind der jeweiligen Einrichtung anzupassen, meint Inklusion, dass sich die Einrichtung dem Kind anpassen muss. Es stellt sich nicht mehr die Frage, ob ein bestimmtes Kind aufgenommen werden kann, sondern wie sich die Einrichtung verändern muss, damit das Kind aufgenommen werden kann. Inklusion ist laut Frau Dr. Wertfein somit für die jeweilige Einrichtung, aber auch für unsere Gesellschaft ein fortlaufender Prozess.
Inklusion bedeutet »Dazugehörigkeit/Einschluss« und betrachtet die individuellen Unterschiede der Menschen als Normalität und nimmt daher keine Unterteilung in Gruppen vor. Einerseits sind alle Kinder gleich, denn sie haben dieselben grundlegenden Bedürfnisse nach Bindung, Autonomie und Kompetenz. Andererseits ist jedes Kind aufgrund seiner Individualität anders mit Unterschieden in seinen Stärken, Schwächen, Interessen, Sprache, Geschlecht, Religion. Ein inklusive Pädagogik ist somit immer eine Pädagogik der Vielfalt.
Inklusion gelingt dann, wenn die Bildungsangebote für alle Kinder zugänglich sind, die individuellen Interessen und Bedürfnisse aller Kinder berücksichtigt werden und alle Kinder selbst darüber bestimmen können, mit wem sie interagieren oder befreundet sein möchten.
Wie diese inklusive Pädagogik in der täglichen Praxis von Kindertagesstätten umgesetzt werden kann, wurde anschaulich anhand von Filmausschnitten sowie der Beschreibung konkreter praktischer Maßnahmen wie etwa der Raumgestaltung im Kindergartenalltag präsentiert. Frau Dr. Wertfein regte während des Vortrages wiederholt durch Fragen einen interessanten Erfahrungsaustausch unter dem Fachpublikum an. Auf Wunsch der TeilnehmerInnen ging Frau Dr. Wertfein nach der Pause noch vertieft auf die Lösung von Konflikten – Schlagwort: Emotionscoaching – zwischen einzelnen Kindern ein.
Am Ende der Veranstaltung war klar: Einfache Lösungen oder Rezepte gibt es bei einer inklusiven Pädagogik meist nicht. Aber »Wer Inklusion will, (er)findet Wege«.
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