Mit Ton kann man nichts falsch machen

„Gerade die Arbeit mit Ton erdet einen Menschen wortwörtlich. Das ist für jede und jeden etwas.“ Die Neugablonzer Künstlerin Karin Palme bietet inklusive Töpferkurse in ihrem Atelier an.
Für Karin Palme zählt, was ein Mensch kann und nicht, was in einem Zeugnis steht: Denn nur so können sich Menschen einfach ausprobieren. Seit über zehn Jahren arbeitet die Neugablonzer Künstlerin in Töpferkursen mit Menschen mit einer Beeinträchtigung. Sie ermutigt Menschen, dabei ihr Inneres nach außen zu bringen. Ihr geht es vor allem darum, Phantasien zu wecken. Und Berührungsängste abzubauen.
Welche Motivation steckt hinter einem inklusiven Töpferkurs?
Mir gefällt es, wie selbstverständlich das gemeinsame kreative Arbeiten funktioniert. Das miteinander ist wichtig. Ich erfahre dabei vieles über die Menschen, ohne ein direktes Gespräch zu führen. Über den Ton kommen Emotionen hervor, die sonst versteckt bleiben. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass solche inklusiven Kurse in großen Städten viel häufiger stattfinden. Dort sind sie selbstverständlich. Hier auf dem Land braucht es noch mehr Begleitung.

In den Töpferkursen wird bewusst kein Thema vorgegeben. „Jeder töpfert das, was er in diesem Moment gerne erschaffen möchte.“
Warum ist es nicht immer einfach, Inklusion zu leben?
Manchmal ist das Zusammensein mit Menschen mit einer Beeinträchtigung sehr berührend. Da werden viele Emotionen freigesetzt. Für manche Menschen kann das zu viel sein. Inklusive Angebote wie der Töpferkurs können helfen, Berührungsängste abzubauen.
Wie läuft ein Töpferkurs ab?
Hier in meinem Atelier kommen sechs bis sieben Menschen zusammen. So können wir gut arbeiten. Das Alter ist gemischt, auch Senioren sind mit dabei. Ich gebe bewusst kein Thema vor, so kann sich jeder entfalten: Wenn man sich mit Ton beschäftigt, kann man nichts falsch machen. Das ist pure Freiheit und Freude. Jeder kann einfach im Moment das erschaffen, was er möchte. Die Tongefäße werden zum Teil auch bemalt.
Was begeistert dich persönlich, inklusiv zu arbeiten?
Ich möchte bewusst nicht wissen, ob und welche Art der Beeinträchtigung ein Mensch hat. Nur so können sich Menschen frei entfalten. Man sieht Kunstwerken nicht an, wer sie geschaffen hat. Das ist sehr schön. Mein Neffe hat mich auch inspiriert. Er hat eine Beeinträchtigung und wenn er bei mir im Atelier töpfert, blüht er richtig auf.
Was wünscht du dir zukünftig für die Lebenshilfe-Kooperation?
Ich habe mich sehr gefreut, dass in meinem letzten Kurs eine Teilnehmerin ohne eine Beeinträchtigung dabei war. Das sollte selbstverständlich werden. Gerade die Arbeit mit Ton erdet einen Menschen wortwörtlich. Das ist für jede und jeden etwas.
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