Keine Stabilität seit dem 24. Februar 2022

Okt 27, 2023 | Veranstaltungen

Andrej Kurkow (rechts vorne) mit Vertreter*innen der ukrainischen Partnerorganisation und der Lebenshilfe Ostallgäu-Kaufbeuren e.V. sowie des Bezirks Schwaben.

Ukraine-Abend der Lebenshilfe Ostallgäu-Kaufbeuren e.V. mit dem Schriftsteller Andrej Kurkow im Zeichen des Kriegs

Kaufbeuren, 26.10.2023 – „Mein Leben hat sich sehr verändert. Es gibt kein Gefühl der Stabilität seit dem 24. Februar 2022“, schilderte Andrej Kurkow am vergangenen Dienstag beim ukrainischen Abend der Lebenshilfe Ostallgäu-Kaufbeuren angesichts des Kriegsausbruchs in der Ukraine. Er gilt als einer der wichtigsten zeitgenössischen Schriftsteller der Ukraine und war für eine Lesung ins Haus St. Martin nach Kaufbeuren gekommen.

Kurkow las nicht nur aus seinem neuen Roman „Samson und das gestohlene Herz“, sondern auch aus seinem Kriegstagebuch „Tagebuch einer Invasion“, für das er 2022 den Geschwister-Scholl-Preis erhielt. Eindrücklich beschreibt er in diesem Werk die Flucht mit seiner Frau und seinem ältesten Sohn von der Ukraine nach Transkarpatien. „Am 1. Tag des Kriegs bin ich 22 Stunden am Steuer gesessen“, blickte der Schriftsteller im Gespräch zurück.  Kurkow gilt weltweit als einer der großen Erklärer der Ukraine und betonte: „Damals wie heute geht es um die Unabhängigkeit des Landes.“ Er ist positiv gestimmt, dass sich die Ukraine verteidigen wird. Und er ist sich sicher: „Der Krieg wird bis zum Tode von Putin dauern.“

Eindrücke aus dem Krieg

Positiv merkte Kurkow die Solidarität der Ukrainer*innen an. So wurden auch in Mamajiwzi, wo die Partnerorganisation der Lebenshilfe Ostallgäu-Kaufbeuren ansässig ist, 5.000 Binnenflüchtlinge aufgenommen – bei 22.000 Einwohner*innen. Bürgermeisterin der Gemeinde im ukrainischen Teil der Bukowina ist seit 18 Jahren Natalia Katriuk. Sie schilderte an diesem Abend ihre Eindrücke aus dem Krieg. Katriuk erzählte beispielsweise vom ersten Gefallenen der Gemeinde, einem jungen Mann mit gerade mal 21 Jahren und einem weiteren jungen Mann, der lebend aus dem Krieg zurückkam, aber beide Beine verlor. Zeitgleich zu ihren Erzählungen werden in der Heimat drei junge Männer beerdigt. „Der Krieg hat so viele schreckliche Dinge über uns gebracht, aber er hat dafür gesorgt, dass man uns hört“, betonte Katriuk.

Dankbar ist die Bürgermeisterin auch für die Hilfe der Lebenshilfe Ostallgäu-Kaufbeuren. So kommen die Einnahmen und Spenden, die bei der Veranstaltung gesammelt wurden, in vollem Umfang ihrer ukrainischen Partnerorganisation „Träume der besonderen Kinder“ in Mamajiwzi zugute.

 

Kurkow-Lesung

Klaus Prestele, Geschäftsführer der Lebenshilfe Ostallgäu-Kaufbeuren (rechts), im Gespräch mit Andrej Kurkow über die aktuelle Situation in der Ukraine.

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