Hannah turnt

Feb 13, 2023 | Projekte

Manchmal sagt Hannah, „Turnen war cool“. Dass der 5-jährigen das Kinderturnen beim TV Nesselwang Spaß macht, sieht man. Hier kann das Mädchen mit Entwicklungsverzögerung in einer Gruppe Sport machen.

Beim Kinderturnen des TV Nesselwang erfährt das 5-jährige Mädchen mit Beeinträchtigung viel Normalität. Möglich wurde das Vorhaben durch die Netzwerk-Arbeit der Sportabteilung von der Lebenshilfe Ostallgäu-Kaufbeuren e.V.

Es ist Montagnachmittag. In ihrem pinken Schneeanzug kommt die 5-jährige Hannah mit ihrer Mutter direkt aus dem Kindergarten zur Turnstunde zum TV-Nesselwang in die Alpspitzhalle. Ihre Haare, die sie zum Pferdeschwanz gebunden hat, schmücken rosa-türkise Spangen in der Form von Schmetterlingen. Neugierig schaut sie durch ihre rosafarbene Brille. Es gehe ihr heute gut, sagt das Mädchen und lächelt. Dass sie gerne turnt, merkt man sofort: Sie hört Musik aus der Turnhalle und wird ungeduldig. „Hannah ist schon im Turnmodus“, lacht ihre Mutter.

Das passende Angebot finden

Seit einigen Monaten kann Hannah mit rund 25 weiteren Kindern im Vorschulalter beim Kinderturnen teilnehmen. Für die Eltern war es wichtig, dass Hannah in einer Gruppe Sport machen kann, doch ein passendes Angebot zu finden, war schwierig: Das Mädchen hat eine Entwicklungsverzögerung: „Das braucht eben viel Unterstützung“, erklärt die Mutter.

Die Sportabteilung der Lebenshilfe Ostallgäu-Kaufbeuren e.V. half bei der Suche und wurde beim TV- Nesselwang fündig. „Der Verein war interessiert und dann ging es relativ schnell. Nach dem Probetraining war Hannah Feuer und Flamme“, freut sich Sebastian Klee von der Sportabteilung. Er hat Hannah in den ersten Stunden begleitet und damit auch den Übungsleitern Sicherheit gegeben. „Es braucht eben eine Zeit lang, bis sich ein Kind integriert, diese Erfahrung habe ich auch bei meiner Tochter gemacht. Deswegen ist es gut, dass Sebastian das ganze unterstützt“, erläutert Michael Schnalke, Vorstand des TV Nesselwang und selbst Vater einer beeinträchtigten Tochter. Mittlerweile geht Hannah auch alleine in die Turnhalle. „Obwohl ich die Turnstunden in der Regel nicht mehr begleite, bleibe ich natürlich Ansprechpartner, besonders für den Verein“, erklärt Klee.

Gemäß dem Motto: „Just do it“

Inzwischen ist Hannah umgezogen. Dem Schneeanzug weicht eine Sporthose mit bunten Dreiecken in Grün, Neongelb und Rosa. „Just do it“ steht auf ihrem grauen T-Shirt: Tu es einfach. Und das macht sie auch. Heute wird Klee das Mädchen in der Stunde begleiten. Die Gruppe startet mit der ersten Station: Von der Decke hängen dicke Taue, an denen sich die Kinder von einer Langbank auf den Boden schwingen. Als Hannah an der Reihe ist, nimmt sie Klee vertraut an der Hand. Er hilft ihr, sich zu trauen und begleitet sie bei der Übung. Als Hannah auf dem Boden landet, lacht sie. Sie hat Spaß.
„Das Sportangebot hier treibt alles voran. Sowohl die emotionale als auch die soziale Entwicklung. Hier kann Hannah ganz viel Normalität mitbekommen“, erläutert Hannahs Mutter und spricht hier auch für den Vater. Beispielsweise lernt sie beim Anstehen an den verschiedenen Stationen, in der Reihe zu gehen und zu warten. Und die anderen Kinder spornen sie bei den Übungen an. „In dem Alter, wo sich die Kinder befinden, ist das nicht relevant, ob jemand anders ist. Sie machen keinen Unterschied. Das ist sehr positiv“, erläutert Steffen Pücker, einer von drei Übungsleitern im Kinderturnen, und ist sich dabei mit allen Beteiligten einig. „Wenn man als Erwachsener noch so denken würde, wäre vieles leichter“, lacht er.

Nach viel Springen, Hüpfen, Klettern und Rutschen endet die Turnstunde mit einer Runde „Feuer, Wasser, Sturm“. Glücklich und müde verlässt Hannah mit den anderen Kindern die Halle. Ein paar Minuten später trägt sie wieder ihren pinken Schneeanzug und macht sich mit ihrer Mutter auf den Weg nach Hause. Nach dem Heimkommen wird sie gleich nach der nächsten Stunde fragen.

Bildnachweis: © Stefanie Giesder

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